Reise nach Montreuil vom 5. bis 9.11.2009
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft von Cottbus und Montreuil reisten das Akkordeonorchester des Konservatoriums Cottbus und das Landesjugendakkordeonorchester Brandenburg gemeinsam nach Montreuil bei Paris. Mit Erholung hat so eine Konzertreise nicht viel zu tun, aber zahlreiche neue Erfahrungen und schöne Erlebnisse machen die Anstrengungen allemal wett. Nach einer 16-stündigen Busfahrt erreichten wir freitags am späten Vormittag die uns bis dahin fremde Partnerstadt Montreuil.
Herr Reinhard Uhlig vom Amt für internationale Beziehungen nahm uns herzlich in Empfang und geleitete den Bus zur Schule für Musik und Tanz im Stadtzentrum Montreuils. Trotz Schlafdefizit wurde sofort fleißig geprobt, um sich an die akustischen Verhältnisse des dortigen Konzertsaales zu gewöhnen. Das erste Konzert war speziell für Schüler vorgesehen und fand bei diesem jungen Publikum großen Anklang. Im Anschluss blieb den 37 deutschen Akkordeonisten und ihrem Dirigenten Volker Gerlich noch genügend Zeit, um Montreuil und Teile von Paris auf eigene Faust zu erkunden.
Am Samstag hatte Herr Uhlig eine Stadtrundfahrt durch Paris organisiert. Zu Fuß wurde zunächst das ehemalige Künstlerviertel Montmartre mit der Kirche „Sacre Coeur“ erkundet, von wo so manches Souvenir den Weg nach Cottbus nahm. Aus Zeitgründen konnten dann die meisten übrigen Sehenswürdigkeiten dieser wunderbaren Stadt nur vom Bus aus betrachtet werden, ein unverkennbar Cottbuser Gruppenfoto vor dem Eiffelturm war jedoch Pflicht.
Für den späten Nachmittag war denn auch schon wieder die nächste Probe angesetzt. Das abendliche Konzert vor voll besetztem Konzertsaal war der Höhepunkt der Reise. Das französische Publikum riss es bereits beim ersten Stück von den Sitzen. In der Region Paris ist das Akkordeon eigentlich nur als Soloinstrument oder in gemischter Besetzung bekannt. Dementsprechend groß war die Neugier auf ein komplettes Akkordeonorchester, obwohl man uns nach dem Konzert gestand, dass sowohl seitens der Musikschule als auch im Kulturamt zunächst große Skepsis ob dieser ungewohnten Formation bestand. Diese verflog aber bereits nach den ersten Takten der „Rhapsodia Andausia“, die das Konservatoriums-Orchester präsentierte. Tosender Applaus und Bravo-Rufe entlohnten die jungen Künstler vielfach für die Anstrengungen der Reise. Solche Konzerte machen richtig Spaß und entlocken den Aktiven echte Höchstleistungen. So klappten selbst die schwierigsten Passagen mit beschwingter Leichtigkeit. Diese Spielfreude sprang wiederum auf das Publikum zurück. Nur schwer waren die französischen Konzertbesucher davon zu überzeugen, dass das Cottbuser Orchester nicht noch mehr Zugaben spielen konnte, denn der zweite Konzertteil mit dem brandenburgischen Landesjugendakkordeonorchester stand ja auch noch an. Da viele Cottbuser Akkordeonisten auch im Auswahlorchester spielen, nahmen wir die kleine Unterbrechung, die sich durch die Ansprachen der städtischen Beigeordneten für Kultur und für internationale Beziehungen sowie den Direktor der Musikschule Montreuil ergab, dankbar an. Mit Bearbeitungen klassischer Werke von Dvořak und Bach präsentierte dann das Landesjugendakkordeonorchester - ebenfalls unter der Leitung von Volker Gerlich - eine weitere Facette der Akkordeonmusik, bevor es das Publikum mit einem Morricone-Medley und Charleston Rhythmen in die Filmwelt des Western und die 20er Jahre nach Amerika entführte.
Mit Standing Ovations und nicht enden wollendem Beifall forderte das Auditorium mehrere Zugaben und entließ das Orchester letztendlich nur schweren Herzens von der Bühne. Trotz sprachlicher Unzulänglichkeiten kamen beim anschließenden Empfang zahlreiche Gespräche zustande, deren Tenor man zusammenfassen kann in dem allseitigen Wunsch, die musikalischen Austauschaktivitäten im Rahmen der Städtepartnerschaft zukünftig zu intensivieren. Die Cottbuser Akkordeonisten freuen sich schon jetzt auf weitere Auftritte in Montreuil und Gegenbesuche der französischen Musiker.